Das Luutsaari-Fischerhaus in Kuhmoinen

Das Kalapirtti-Fischerhaus auf der Pirttiniemi-Halbinsel an der Südspitze von Luutsaari ist schon seit 180 Jahren ein Stützpunkt der Isojärvi-Fischer. Das Fischerhaus wurde von acht Teilhabergehöften aus Kuhmoinen, die zu dem Ryysälä-Schleppnetzverein gehörten, aufgestellt. Fünf der Teilhaberhäuser lagen im Kirchdorf von Kuhmoinen, drei an den Ufern des Isojärvi. Die Wurzeln des jetzigen Kalapirtti-Hauses gehen bis in das Jahr 1834 zurück. Diese Jahreszahl ist in der Pirtti-Tür und in einem Balken darüber eingraviert.

Nach der Überlieferung steht das Pirtti auf Luutsaari schon an der dritten Stelle. Das erste soll am Luutsaari-Ufer auf der Pasinsaari-Seite gestanden haben. Aus den zum Schleppnetzverein gehörenden Häusern ging man während der kalten Herbstzeit im Oktober und November für das Winterfischen zum Isojärvi. Mit Schleppnetzen fing man kleine Maränen, die gerade dann aus den tiefen Stellen des Sees in flache Gewässer zum Laichen hochkommen. Das Fischfangen mit Schleppnetzen kostet Zeit und Mühe, weswegen man zum Maränenlaichen mit einer ganzen Gruppe ging. Mit dem Schleppnetz wurde einige Wochen gefischt, und in dieser Zeit wohnten die Schleppnetz-Fischer im Kalapirtti. Das Netz wurde immer an denselben angestammten Fangplätzen gezogen. Die Maränen-Ausbeute wurde in gleichen Mengen verteilt, die Maränen wurden durchgestochen und in Holzfässern gesalzen. Diese wurden oft erst später bei geeignetem Winterwetter mit Schlitten aus dem Pirtti abgeholt.

Das Netz wurde nach dem Fischen im Bootshaus zum Trocknen ausgebreitet und bei Kälte gelegentlich ins Pirtti des Fischerhauses gebracht, damit es nicht gefriert.

Später haben die Netzfischer das Haus als ihren Stützpunkt benutzt. Die Netze wurden zum Loslösen der Fische auf Holzstangen ausgebreitet, die in die Löcher gesteckt wurden, welche in den Bänken dafür gemacht worden waren. Die heutigen Nylon-Netze hängen jedoch während des Herauslösens der Fische im Bündel herunter.

Wer ins Pirtti hineintritt, wird von Rauchgeruch empfangen. Er kommt aus dem offenen Ofen in der Ecke links von der Tür. Licht fällt durch zwei kleine Fenster in das Pirtti, vorher war man auf das Feuer von einzelnen, in die Wandritzen hineingesteckten, an einem Ende brennenden Schindeln angewiesen.

Als Schlafplatz diente den Fischern eine breite Pritsche zwischen dem Ofen und der Giebelwand, auf der jeder Fischer seinen eigenen Platz hatte. Der Schlafplatz wurde mit dem Namenszeichen des jeweiligen Teilhabergehöftes an der Kopfseite des Schläfers markiert.

Mit Namenszeichen waren auch die Holzlöffel markiert, die in eine Ritze der Rundholzwand geschoben waren, sowie die aus einem Stamm gefertigten Baumklotzstühle, welche noch vom alten Mobiliar vorhanden sind. Die Pflege des Schleppnetzes war zwischen den Teilhabern so geregelt, dass für ein mit einem Kiefernrindeschwimmer versehenes und durch ein Namenszeichen markiertes Netzteil jeder selbst verantwortlich war.

Der Schleppnetzverein von Ryysälä fischte Laichmaränen im Isojärvi offensichtlich länger als 70 Jahre. Nachdem das Fangen beendet worden war, hörte Anfang 1900 auch die ständige Benutzung des Kalapirttis auf. Kaum noch benutzt und ungepflegt, verkamen das Pirtti und das Schleppnetzhaus am Strand. Das Schleppnetzhaus wurde mit dem Schleppnetz Ende 1950 auf die benachbarte Kylmäniemi-Halbinsel gestellt, wo es immer noch steht.

Für das Kalapirtti brach eine neue Zeit an, als Paavo Paloheimo – der Schwiegersohn des Künstlers und Isojärvi-Sommerfrischlers Pekka Halonen – diesen Platz „fand“. Er hielt es für wichtig, dass das Gebäude gepflegt wird und alte traditionelle Sitten beibehalten werden. Bei den Dorfbewohnern konnte er die notwendige Begeisterung dafür erwecken. Das Dach des Gebäudes wurde erneuert, für die Fenster beschaffte man neue Glasscheiben, der Flur erhielt einen Fußboden, der Ofen wurde erneuert. Auch das 100-jährige Fest des Pirttis wurde – dem Hörensagen nach – mit reichlich „Klarem“ – gefeiert...

Nach der Begeisterung in den 1930-er Jahren kümmerte man sich kaum noch um das Pirtti. Die Renovierung kam im Jahr 1965 erneut in Gang, wieder unter Leitung von Paloheimo und vielfach auf seine Kosten. Dazu führte der sein Vertrauen genießende Zimmermann Reino Lahtinen, Reparaturen aus, und das Pirtti wurde möbliert. Im Februar 1968 wurden ein altes Schleppnetzhaus und ein Schleppnetzboot nach Pirttiniemi geholt. Ferner wurden zwei Holzhäuschen hingestellt, eines als „Stilles Örtchen“, das andere als Holzschuppen.

Ideen und Begeisterung gab es genug. Im März 1969 wurde ein Förderverein des Luutsaarier Kalapirtti-Fischerhauses gegründet. Das für Kalapirtti entworfene Siegel wurde im Felsen eingraviert und Paloheimo wollte auf dem Uferfelsen auch einen Seita-Fischgott aufgestellt haben. Beide sind noch zu sehen.

Das Gebäude erhielt im Jahre 1970 ein neues Dach und eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1834. Nach ein paar Jahren wurde das Grundstück des Pirttis mit einem Zaun eingegrenzt. Die Zeit für ein neues Schindeldach war im Jahre 2005 gekommen, und auch das Bootshaus erhielt ein Jahr später ein neues Dach.

Das Kalapirtti-Grundstück war immer im Besitz des Staates und gehört jetzt zum Isojärvi-Nationalpark. Für die Pflege und Benutzung des Pirttis mitsamt der näheren Umgebung ist der Förderverein zuständig, welcher mit der staatlichen Forstverwaltung Metsähallitus eng zusammen arbeitet. Fachmännische Hilfe erhielt der Verein sowohl von der finnischen Museumsbehörde Museovirasto wie auch vom Mittelfinnischen Museum, Keski-Suomen museo.

Der Förderverein des Kalpirtti-Fischerhauses ist Nachfolger des Ryysälä-Schleppnetzvereins; durch ihn wurde sogar das Schleppnetzfischen wieder belebt!

Im Jahre 2007 erhielt der Verein ein Belobigungsschreiben zum mittelfinnischen Kulturumgebungspreis für die verdienstvolle Arbeit für eine Kulturgegend und im Jahre 2009 ein Diplom (Häme-teko) des Verbandes Hämeen Heimoliitto.

Mit dem Sammeln der Geschichte des Kalapirttis wurde im Jahre 2006 begonnen und im Herbst 2009 wurde sie zu Ehren des 175. Jahresfestes von Kalapirtti sowie der 40-jährigen Feier des Fördervereins veröffentlicht.

Fotos: Risto Ojala, Ahti Rytkönen, Veli Santomaa, Kirsti Salminen

Übersetzung ins Deutsche: Kaarina und Eike Dehls, April 2010